Die Kinder der Klasse 1g haben erkennbar Spaß. Nach und nach kommen sie in die Turnhalle der Gretel-Bergmann-Grundschule, nutzen die aufgestellten Hütchen, um darüber zu springen oder sie zu umkurven, noch ganz ohne Anleitung. Lehrerin Nathalie Mertel sagt: „Die Kinder brauchen Bewegung. Sie freuen sich jedes Mal auf Marc.“ Marc ist Trainer Marc Kullenberg, der das lebhafte Chaos gemeinsam mit Nathalie Mertel als Tandem steuert.
Kullenberg hat die Nürnberger Initiative „BewegDich!“ ins Leben gerufen und dafür die Position als Geschäftsführer des Tornados e.V., eines Zusammenschlusses von Basketballvereinen zur Förderung dieses Sports an Schulen, aufgegeben. „BewegDich!“ ist insofern neu, als es Teil des Kernunterrichts der 1. Klassen und der zugeordneten Kindergärten des Schulsprengels in Nürnberg Langwasser ist. Es ist Teil der von Alba Berlin ins Leben gerufenen Initiative „Sport vernetzt“ unter Leitung des ehemaligen Basketballers Henning Harnisch. Mehr Details des Projekts finden Sie auf der Website der Tornados Franken.
Kurz nach Schuljahresbeginn hat Kullenberg eine Fortbildung für die Lehrerinnen der Schule und Erzieherinnen und einen Erzieher aus den beteiligten Kindergärten organisiert. Dafür konnte er Jürgen Maaßmann gewinnen, Sportwissenschaftler an der Universität Heidelberg und ausgewiesener Experte für Kindersport. Und Maaßmann setzt gleich mit seiner Einführung intensive Denkprozesse in Gang. Von „Mut zum Chaos“ spricht er, und vom Ziel einer „Mitspielfähigkeit der Kinder“. Wie das konkret aussieht, zeigt er in der vierstündigen Veranstaltung anhand diverser praktischer Beispiele. Die bei ihm ganz spielerisch aussehen, fast ohne Vorgaben. Man solle die Kinder nicht bremsen, sondern machen lassen. Was, wie er zugesteht, „das Allerschwierigste ist“.
Maaßmann führt die Teilnehmerinnen und den Teilnehmer spielerisch vom Rollerfässchen zur Rückwärtsrolle oder vom Hüpfen zur Flugrolle oder gar dem Salto, quasi ohne dass sie es so richtig merken. Über Bewegung und Wiederholung vom Einfachen zum Anspruchsvollen, das ist Teil seines Anspruchs. Damit will er erreichen, dass die Kinder lernen, sich koordiniert zu bewegen. „Bei Kindern trainiere ich nur die Neurogenese. Muskeln wachsen bei ihnen noch nicht, sie reifen“, sagt er. Grundsätzlich geht es bei ihm bei solchen Fortbildungen darum, Angst zu nehmen, und zwar den Kindern und den Lehrkräften.
Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung in der Schule zeigten sich die beiden Hauptsponsoren, Frau Heinrich von der I. K. Hofmann GmbH und das Ehepaar Gierse von der Stiftung Persönlichkeit, sehr zufrieden mit dem Anlauf der Initiative. Elisabeth Ries, Referentin des Referats für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg, verwies darauf, dass gerade in sozial herausfordernden Stadtteilen der Bedarf für ein solches Angebot groß ist. Henning Harnisch, der aus Berlin angereist war, betonte die Bedeutung des Netzwerks und forderte weitere Kooperationen.
Zurück zum Unterricht: Auch heute lassen sich die Kinder der 1g gerne von ihrem Marc und Nathalie Mertel einfangen, hören konzentriert zu. In der Ausführung kommt es beiden nicht auf Perfektion an, sondern darauf, dass die Kinder sich an der Bewegung erfreuen. Dennoch baut Kullenberg nach jeder Aufgabe eine Phase der Reflexion ein, in der sich die Kinder mit seinen gezielten Fragen auseinander setzen.
Wie kommt das bei den Kindern an? Paulina ist sehr zufrieden und sagt: „Ich freue mich, dass wir nach dem Vormittag rumrennen dürfen. Und weil wir so tolle Spiele machen.“ Konrad genießt „das Spielen mit den anderen. Der große Marc ist toll, weil er so gut mit uns Sport macht.“ Lehrerin Mertel genießt die Zusammenarbeit ebenfalls: „Das ist eine echte Bereicherung, weil Marc viele neue Ideen reinbringt. Die Kinder dürfen sich bewegen, können sich selber einbringen und reflektieren. Das ist das Motto ‚Mut zum Chaos‘ erfolgreich umgesetzt.“
Im Podcast mit Mark Derbacher berichtet Marc Kullenberg über die Entwicklung von der Idee bis zum konkreten Unterricht im Tandem, welches Konzept hinter der Arbeit steckt, und sagt unter anderem: „Spielen ist der Job der Kinder.“
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