Das Projekt Klangvielfraß brachte Kinder zum bewussten Hören, Kombinieren und Komponieren
Einige Monate war „Das Klangvielfraß“ im vergangenen Schuljahr in den acht Nürnberger Grundschul-Sprengeln unterwegs, die am Programm MUBIKIN teilnehmen. Wie der Name schon sagt, verzehrt „Das Klangvielfraß“ am liebsten köstliche Töne und Klänge und gibt sie in Zeichen umgewandelt wieder. Von den Kindern wurde es tatkräftig unterstützt: Sie sammelten nicht nur entsprechende Geräusche für das Klangvielfraß, sondern veränderten, kombinierten und verfremdeten die Ergebnisse von dessen „Verdauung“. Dies bildete die Grundlagen für die Weiterverarbeitung zu kleinen Kompositionen, die wiederum von den Kindern musikalisch umgesetzt wurden. (Hier zeigt ein Video den kreativen Prozess.)
Ziel des Projekts im Rahmen von MUBIKIN war, den Kindern dabei zu helfen, eine lange Zeit der Stille, des Verzichts und der Überfrachtung optischer, medialer Reize in den beiden Corona-Jahren hinter sich zu lassen. Das Projekt widmete sich daher genau den Wahrnehmungsbereichen, die auf Grund der Pandemie in den Hintergrund treten mussten: Der Fokus wurde ganz bewusst auf die Sinne gelegt und das bewusste Hören in den Mittelpunkt gerückt.
Aus der Arbeit der Kinder entstanden interaktive Klang-Exponate, die von 16. bis 22. Mai täglich von 9 bis 20 Uhr in der Kulturwerkstatt auf AEG ausgestellt wurden. Am 18. Mai um 16 Uhr präsentierten MUBIKIN Schüler*innen und Masterstudierende der Hochschule für Musik Nürnberg mit dem Konzert „Von versteckten Geräuschen, tönenden Objekten und klingenden Formen“ Kompositionen der Kinder. Viele Eltern und Verwandte wollten sich das nicht entgehen lassen und feierten „ihre“ kleinen Musiker.
Gabi Rüll, Leiterin der Musikschule Nürnberg, hat das Konzept für dieses Projekt gemeinsam mit Ines Holland-Moritz von der Hochschule für Musik entwickelt. Für die Lehrkräfte der Musikschule war das Projekt eine weitere Möglichkeit, über verschiedene Workshops ihre Kompetenzen im digitalen Bereich auszubauen. Unterstützt wurde „Das Klangvielfraß“ durch den Medienkünstler Paul Bießmann, der auch die Abschlusspräsentation am 18. Mai in der Kulturwerkstatt Auf AEG maßgeblich mitgestaltete. Finanziell ermöglicht wurde das Projekt, für dessen Umsetzung etliche digitale Geräte angeschafft werden mussten, durch eine Fraktionsinitiative im Bayerischen Landtag, die die Nürnberger Landtagsabgeordnete Barbara Regitz auf den Weg brachte. Die Initiative mündete in eine Förderung in Höhe von 63.000 Euro durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus.
Beim Besuch des Klangvielfrasses und einer zweiten Klasse in der Knauerschule zeigte sich die Landtagsabgeordnete Regitz tief beeindruckt von der Kreativität und Experimentierfreude der kleinen Tonkünstlerinnen und -künstler. „Als ausgebildete Grundschullehrerin und Chorleiterin weiß ich um die herausragende Bedeutung musikalischer Bildung von Kindern für ihre Entwicklung. Daher war es mir eine Herzensangelegenheit, die Fraktionsinitiative für das Programm MUBIKIN auf den Weg zu bringen. Heute freue ich mich besonders, dass ich den Unterricht in der Knauerschule besuchen kann. Es ist wirklich erstaunlich, welch vielfältige künstlerische Arbeit die Kinder leisten. Ich bin schon sehr gespannt auf die Abschlusspräsentation, weil ich immer wieder die Erfahrung gemacht habe, dass Singen und Musizieren den Kindern viel Freude bereitet. Parallel hat es positive Nebeneffekte zur Sprachbildung, Hör- und Sozialerziehung. Wer miteinander tanzt und singt, stellt sich auf den anderen ein.“
Kulturbürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner bedankte sich für die großzügige finanzielle Unterstützung, ohne die dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. „Ich freue mich sehr, dass die Musikschule Nürnberg in Kooperation mit der Hochschule für Musik dieses innovative Musikprojekt realisiert. Investitionen in die Bildung von Kindern und Jugendlichen sind immer rentabel. Das langjährige Engagement der Familie Gierse für das Programm MUBIKIN im Rahmen ihrer Stifter-Partnerschaft ist hierfür ein herausragendes Beispiel.“
Auch Helmut Gierse, Vorsitzender der MUBIKIN-Trägerversammlung, dankte Barbara Regitz für ihre Initiative. „Unsere Stiftung nimmt die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern in den Fokus. Ich freue mich, dass hier das bewusste Hören, das Hinhören und aufeinander Hören im Mittelpunkt stehen. Damit widmet sich das Projekt einem Bereich der kindlichen Wahrnehmung, der während der Pandemie oftmals vernachlässigt wurde.“
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