Christian Horneber öffnet den Kunstunterricht an seiner Mittelschule in den kulturellen Raum
Er brennt für sein Thema. Schon nach wenigen Sätzen ist klar, dass hier jemand eine Herzensangelegenheit verfolgt. An der Nürnberger Mittelschule Bismarckstraße praktiziert Christian Horneber einen Kunstunterricht der etwas anderen Art. Das schlägt sich auch im Titel seines umfassenden Projektansatzes, den er an der Mittelschule Bismarckstraße durchführt, wieder: Kunstmittelschule BismART/Bismarck.
Worum geht’s? „KunstundKultur“ nennt sich das Programm, das Horneber entwickelt hat und mit Unterstützung seiner Schulleitung im vierten Jahr umsetzt. Für ihn ist Kunst nicht nur einfaches Ab- oder Nachmalen, sondern Türöffner in die weite Welt der Kultur. Und das in zweierlei Hinsicht: Bei den Schüler*innen soll ein berufliches, fachliches und emotionales Interesse am kulturellen Umfeld geweckt werden, dazu die Bereitschaft, sich in eben diesem Umfeld gestalterisch zu engagieren.
Was sind die Ziele? Mit „KunstundKultur“ geht es Horneber darum, den Kindern, die in der Regel kaum einen direkten Zugang zum Thema Kultur haben, „eine gelingende Teilhabe am kulturellen Leben zu ermöglichen“. Mindestens genauso wichtig ist ihm, den Kindern über eine umfassende ästhetische Bildung die Möglichkeit zur Entwicklung einer starken Persönlichkeit zu geben. Horneber sieht darin auch einen Gewinn für den Schulbetrieb: „Die Projekte steigern das Selbstwertgefühl. Das hat positive Effekte für den Unterricht.“
Wie sieht das konkret aus? Im Rahmen von „KunstundKultur“ werden die Kinder der teilnehmenden Klassen mit sechs unterschiedlichen Aspekten kultureller Tätigkeiten in Berührung gebracht. Es gibt ein Modul für „Objekte RaumundKörper“, eines für „Medien FilmundFoto“, eines für „RhythmusundKörper“, eines für „TanzundRaum“, eines für „MaskeundSpiel“ und eines für „BildundGrafik“.
Hier zeigt sich, wie breit das Kunstverständnis des studierten Lehrers für Theater und Darstellendes Spiel (Sek II) und Kendo-Kämpfers Horneber reicht. Im Rahmen des Systems Schule heißt das, das mindestens die Grenze zwischen Kunst- und Musikunterricht eingerissen wird. Die Absicht ist allerdings, zumindest konzeptionell auch in andere Fachbereiche der Stundentafel wie Deutsch, Wirtschaft, Technik, Soziales oder Englisch hinein zu wirken.
In der Ausgestaltung des modularen Angebots setzt Horneber auf die Kooperation mit Profis und etablierten Institutionen. Für „MaskeundSpiel“ konnte er zum Beispiel im ersten Jahr Susanne Carl gewinnen, für „TanzundRaum“ Esther-Maria Merchel. Zum Thema „RhythmusundKörper“ kam Gerhard Auburger an die BismART-Schule, zu „BildundGrafik“ arbeitete Annette Horn mit den Kindern. Bildhauer Harald Kienle gestaltete das Modul „Objekte RaumundKörper“, Andres Müller das Modul „Medien FilmundFoto“. Die Liste ist mittlerweile deutlich länger.
Auch die Liste der institutionellen Partner kann sich sehen lassen. Sie reicht vom FOS-Bereich Gestaltung, dem Fachbereich Grafik/Design der TH Nürnberg und dem KunstPädagogischen Zentrum KPZ über das Theater Pfütze und die Akademie für Schultheater und performative Bildung bis hin zur Musikhochschule Nürnberg, dem Staatstheater und der Staatsoper Nürnberg, den Nürnberger Philharmonikern und den Nürnberger Symphonikern.
Das Tandem aus Lehrkraft und Profi ist auch hier zunächst einmal eine Herausforderung. „Jemanden Externes in die Klasse zu lassen, verlangt einem als Lehrer erst mal Einiges ab“, sagt Horneber, „ist aber dann schnell eine echte Erleichterung“. Denn die Kinder lassen sich gerne auf die neue Erfahrung mit den Profis ein, fühlen sich geschätzt und gesehen.
Was kommt dabei heraus? Viele Projekte haben die Schüler*innen seit Beginn des Programms verwirklicht. Sie haben „Masken ohne Masken“ gebaut, Stop-Motion-Videos produziert, eigene Theater-Sketche entwickelt, Percussion-Stücke und Tanz-Performances einstudiert. Ein Projekt ist auch ganz spontan bei einem Wandertag entstanden: Aus zufälligen Schnappschüssen auf dem Weg wurde das Foto-Projekt „489 schönste/schlimmste Orte in Schoppershof“.
Mit dem Künstler Johannes Volkmann haben die Kinder „Schilder der Gerechtigkeit“ entwickelt, ein Projekt, das mittlerweile um die Welt geht. Bei der Preisverleihung für das Projekt an Volkmann durch die Stadt Nürnberg durften die Kinder den Künstler begleiten. Die Schilder sind wie so manch anderes Projektergebnis auch aus der Schule in den öffentlichen Raum gewandert.
Was ist der aktuelle Stand? Derzeit nehmen eine sechste, eine siebte und eine neunte Klasse teil an „KunstundKultur“. Alle Schulklassen der BismART-Schule gestalten ihre Zimmer künstlerisch aus, am 20. und 21. März 2023 wird es dazu eine Vernissage geben, während der die Schüler*innen ihre Werke gegenseitig besichtigen können. Die Klasse 9M baut zur Zeit einen beweglichen Kulturschrank , der an den unterschiedlichsten Standorten in der Stadt stehen kann, um die künstlerischen Ergebnisse der KunstundKultur-Arbeit in den öffentlichen Raum zu vermitteln.
Wohin soll die Reise gehen? Möglichst weit. Christian Horneber wünscht sich, das Programm nicht nur weiterführen, sondern auch breiter anbieten zu können. Dafür braucht es eine mittelfristig stabile Finanzierung. Eine Herzenswunsch wäre es ihm, einen „KunstundKultur“-Tag an der Schule zu etablieren, an dem alle Klassen der Kunstmittelschule BismART/Bismarck sich – ohne Leistungs- und Notendruck – rein der Kunst und Kultur widmen können.
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